SZZ Kapitel 21: Timing

Kapitel aus dem Buch „Spielend zum Ziel – Handbuch für das Erreichen Ihrer persönlichen Ziele


„Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen, ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.“
Johann Wolfgang von Goethe


Bei vielen Dingen ist es nicht nur wichtig wie man sie tut, sondern auch wann man sie tut. Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort das richtige Tun – das ist die Devise. Doch was ist der richtige Zeitpunkt? Darüber kann man sich natürlich streiten. Manche behaupten, je eher man eine Sache beginnt, desto besser. Aber das ist nicht immer die richtige Strategie. Ich kenne viele Menschen, die aus diesem Grund gerne alles gleichzeitig machen wollen (manchmal erwische ich mich auch dabei), was aber ganz sicher nicht die korrekte Herangehensweise ist.

Pünktlichkeit

Stellenweise ist uns der Zeitpunkt einer Handlung vorgegeben, und das will schon mal zeitlich kalkuliert sein. Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Wenn Sie einen Termin haben, dann müssen Sie losfahren, bevor Sie dort ankommen müssen. So lächerlich das klingt, aber einige beherrschen das nicht. Wenn Sie um 12:00 Uhr einen Termin haben, dann fahren Sie also um 11:00 Uhr los, sofern die Fahrzeit 1 Stunde beträgt. Im Prinzip ist das einfach – aber für viele offensichtlich eine Zumutung.

Somit ist nun wenigsten die Theorie klar, und wir nehmen dies zum Anlass die Sache etwas vertiefter an Hand von großen Zielen zu betrachten.

Die Logik für richtiges Timing

Sie wollen zum Beispiel in Ihrem Leben etwas Bestimmtes erschaffen, das möglichst vor Ihrem Lebensende erledigt ist. Dann müssen Sie also vorher beginnen dort hin zu kommen – ist ja logisch. Bei vielen dieser großen Dinge stellen wir jedoch fest, dass wir ziemlich früh damit anfangen sollten. Wir stellen zum Beispiel fest, dass es besser wäre, schon gestern damit angefangen zu haben. Dann lautet also die Devise „sofort starten“, um wenigstens mit einem Tag Verspätung anzukommen. Leider ist es aber oft deprimierend, fest zu stellen, dass man schon Zeit verloren hat, so dass man das Ziel entweder kleiner macht oder manchmal – und darum geht es hier – die Tatsache, dass Geschwindigkeit gefordert ist, nicht konfrontiert und die Sache wegen oben aufgeführtem Grund, demotiviert zu sein, schleifen lässt. Die Begründung ist oft: „es ist ja sowieso schon zu spät“ oder „jetzt liegt das schon so lange rum, da kommt es auf ein paar Tage oder Wochen auch nicht mehr an“.  Auch das ist eine böse Falle.

Vorhersagbarkeit schafft Stressfreiheit

OK – was müssen wir also tun? Zunächst überprüfen wir sicherheitshalber noch einmal, ob es sich tatsächlich um ein persönliches, eigenes Ziel handelt. Wenn ja, müssen wir jetzt schnell handeln und das Timing[1] „wieder reinbringen“. D.h., dass wir eventuell Lebensgewohnheiten ändern müssen, die Disziplinschraube wieder eindrehen müssen, um mehr Geschwindigkeit zu bekommen. Aber bitte keinen Stress, sondern Speed[2]. Wenn wir das möglichst rasch und ohne Umschweife erledigt haben, dann besitzen wir wieder gutes Timing, welches wir brauchen, um nicht andauernd hetzen zu müssen, was eine große Fehlerquelle ist und obendrein nicht gerade motiviert.  Es macht enormen Spaß, wenn die Dinge rechtzeitig und gleichzeitig gut erledigt werden.

Timing heißt, einen Plan zu haben, der vorhersagt, wann die einzelnen Aktionen erfolgen müssen, damit man rechtzeitig das Ergebnis bekommt. Schlau ist Derjenige, der Pufferzeiten einbaut, also für Unvorhersehbares schon im Voraus Platz einräumt.

Somit müssen wir also früher starten, als die eigentliche Logik vorgibt. In unserem Beispiel von oben bedeutet das, wir müssen schon um 10:30 Uhr losfahren, da es ja Stau oder eine lange Parkplatzsuche geben könnte.

Sollten Sie zu Denjenigen gehören, die notorisch zu spät kommen, dann nehmen Sie sich den obigen Rat besonders zu Herzen.

Die Lösung für gutes Timing heißt also:

  1. Rechtzeitig mit den ersten Schritten des Projektes oder Vorhabens zu beginnen (zum Beispiel früh genug losfahren, starten).
  2. Unwichtige und nicht auf unsere Ziele ausgerichtete Dinge weglassen, um Zeit zu schaffen, die wir dann als Pufferzeit einbauen – grundsätzlich, wann immer es geht.

Das ist Timing. Ein sehr wichtiges Werkzeug beim Erreichen von Zielen.

Auch aus oben genannten Gründen wird Zeit mit gemischten Gefühlen betrachtet. Scheinbar haben wir davon immer zu wenig, besonders wenn wir die knappe Dimension unserer freien Zeit mit unseren Zielen, Wünschen und Verpflichtungen  vergleichen.

Im Prinzip müssen wir nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, um dann das Richtige tun zu können. Dies geschieht genau dann – und meist intuitiv und genial anmutend – wenn wir den Druck aus der Zeit völlig herausnehmen können und mit Gelassenheit ans Tagwerk gehen. Dies gelingt Ihnen in erster Linie dann, wenn Sie viel Zeit für sich selbst erschaffen. Und nur wenn Sie selbst reichlich Zeit für sich selbst haben, können sie davon anderen etwas schenken.

Ja, das hört sich einfach an, aber es ist scheinbar komplex. Und ja, wir müssen vieles planen und organisieren und in ein Timesheet bringen – wie man es Neudeutsch sagt – aber das Wesentliche in einer Zielplanung hängt von unseren Entscheidungen im frühen Moment ab.

[1] Timing: [englisch] das; -s, -s: 1. Bestimmung und Wahl des für einen beabsichtigten Effekt günstigsten Zeitpunktes zum Beginn eines Handlungsablaufs (z.B. im Sport). 2. synchrone Abstimmung verschiedener Handlungen aufeinander. 3. zeitliche Steuerung (Technik).

[2] Speed [englisch]: 1. Geschwindigkeit[ssteigerung]; Spurt (Sport).

Der Fluss der Zeit

Im Kapitel „Das Spiel“ habe ich versucht die Leichtigkeit des Seins zu erklären. Wenn wir das aufs Timing übertragen, dann heißt dies, dass wir zunächst zwischen der gemessenen und der gefühlten Zeit unterscheiden müssen, um sie dann ins Gleichgewicht zu bringen.

Der moderne Mensch ist stark reizüberflutet und somit fast ohne Zeitgefühl. Er hat vor allem verlernt in seiner eigenen Gegenwart zu „sein“. Nur eine Uhr kann ihm zeigen, wo er sich zeitlich gerade befindet. Mit der untergegangenen alten Griechischen Lehre hat sich die westliche Zivilisation auf seiner evolutionären Zeitachse ziemlich verloren. Seinerzeit gab es zwei Zeitgefüge, die kulturbedingt durch Götter repräsentiert wurden: Chronos und Kairos. Chronos ist der Gott der gemessenen Zeit, Kairos der Gott der gefühlten Zeit. Heute existiert nur noch Chronos, allgegenwärtig – während Kairos fast verschwunden ist, obgleich Albert Einstein darüber philosophisch und angelehnt an seine Relativitätstheorie humoristisch referiert hat. Kairos symbolisiert den richtigen Zeitpunkt, welcher nicht zu planen ist. Diesen kann man fühlen, wenn man in sich hinein lauscht – auf seine Intuition – und auf Zufälle achtet, die den Weg weisen. Das ist dann der Augenblick sich zu entschieden und den Mut zu fassen, den Zeitpunkt nicht zu verpassen. Durch das Weglassen von Kairos wurde ein Ungleichgewicht hergestellt, welches tief greifende Bewusstseinsveränderungen und vor allem den so genannten Burnout hervorgebracht hat.

Burnout

Insgesamt gesehen ist Burnout einer der größten negativen Folgen des Kapitalismus, welcher den Wettbewerb und dadurch den Leistungsdruck mit sich brachte. Unsere ganze Gesellschaft kollabiert unter den Aspekten von Besitz und Reichtum. Unsere durch Kaufen und Konsumieren geprägte Kultur ist zunehmend dabei, sich kollektiv selbst zu zerstören, um dann hoffentlich Platz zu machen für ein neues Wertesystem. Die neuen Werte erwachsen aus neuen Mangelerscheinungen. Diese sind vor allem: Armut an Zeit, an Gesundheit, an gelebter Liebe, an Moral und Ethik.

Eine erste einfache Lösung ist das Erschaffen von Unbeschwertheit. Dieses Wort bedeutet wörtlich, dass wir keinen Ballast mit uns herumtragen, der uns „beschwert“. Unbeschwertheit kann nur aus uns selbst heraus entstehen, in dem wir lernen alles Dogmatische in Frage zu stellen. Das ist für die meisten Menschen der so genannten zivilisierten Welt ein gewaltiger Prozess des Umdenkens und Loslassens von Denk- und Verhaltensmustern. Ein erster Schritt ist das Beobachten des eigenen Selbst, in dem wir erkennen, was wir selbst tun, was wir selbst sagen, was wir selbst denken. Im nächsten Schritt erforschen wir, was wir dadurch verursachen – bei anderen und im Umkehrschluss bei uns selbst. Wir sollten, wie Albert Einstein es tat, Zeit relativieren. Unsere Gefühle und Emotionen werden durch ein eigenes Zeitgefüge gesteuert. Dieses braucht Platz zum Existieren, welcher durch das Messen und Takten von gemessener Zeit sowie durch Fremdbestimmung unterdrückt wird. Man könnte auch sagen, dass man ein unbeschwertes Leben führt, in dem man es ganz einfach führt – und nicht darauf wartet, bis bestimmte Faktoren eintreten, die es begünstigen. Das wäre aber zu einfach, denn der Weg zum selbst bestimmten und ausgewogenen Leben führt zwangsweise über eine Steigerung des allgemeinen Bewusstseins. Hierzu sollten wir zunächst festhalten, dass das Bewusstsein eines Menschen proportional zu den Anforderungen in seinem Leben steigen muss. Es handelt sich dabei nicht um gesammeltes Wissen – das wären ja nur angehäufte Informationen (siehe Kapitel „Wissen und Wahrheit“), sondern das Bewusstsein, welches aus Erfahrung und Werten besteht, welches uns hier nützlich sein kann.

Im Kern der Sache geht es um das SEIN, und zwar im HIER und JETZT!

Zeit wird auch als Ressource bezeichnet, die in der Rangstellung der Ressourcen ganz oben zu finden ist. Auf fast gleicher Ebene befindet sich einen andere Ressource, welche auch stets zu wenig vorhanden ist und dabei ebenso gemischte Gefühle hervorrufen kann: Geld (nächstes Kapitel).

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Letzte Bearbeitung am 02.08.2017

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