SZZ Kapitel 18: Wissen und Wahrheit

Kapitel aus dem Buch „Spielend zum Ziel – Handbuch für das Erreichen Ihrer persönlichen Ziele


„Wahrheit suchen wir beide, Du außen im Leben, ich innen in dem Herzen, und so findet sie jeder gewiss. Ist das Auge gesund, so begegnet es außen dem Schöpfer; ist es das Herz dann gewiss, spiegelt es innen die Welt.“
Friedrich Schiller


Wissen ist Macht!

Aber was ist Wissen? – Möchten Sie das wissen? – Selbstverständlich möchte jeder wissen was Wissen ist! Also, wo fangen wir an?  Am besten am Anfang:

Die Menschheit weiß eine ganze Menge und da Sie ein Teil der Menschheit sind, wissen auch Sie eine ganze Menge. Ist Ihnen das bewusst? Im Grunde genommen ja, aber jeder Mensch hat das Bestreben mehr zu wissen, insofern er nicht schon genug davon hat oder besser: genug davon zu haben meint.

Der verwirrte Lateiner sagt: „ignoramus et ignorabimus“, was soviel heißt wie: „wir wissen nicht und werden nicht wissen“ – verwendet als das Schlagwort für die Unlösbarkeit der Welträtsel.

Ich behaupte, dass man Wissen kognitiv [1] erlangen kann, indem man als bewusstes ursächliches geistiges Wesen das Leben studiert und damit spielt, und dabei außerordentliche Verantwortung für seine eigenen Ziele sowie die Ziele von redlichen Mitmenschen übernimmt.

Eigentlich könnte man jetzt „amen [2]“ sagen, denn es hört sich schon etwas spirituell oder religiös an. Das darf es auch.


[1] kognitiv [lateinisch]: die Erkenntnis betreffend; erkenntnismässig. Kognitive Entwicklung: Entwicklung all der Funktionen beim Kind, die zum Wahrnehmen eines Gegenstandes oder zum Wissen über ihn beitragen (Pädagogik, Psychologie).

[2] amen [hebräisch-griechisch-lateinisch; „wahrlich; es geschehe!“]: bekräftigendes Wort als Abschluss eines Gebets und liturgische Akklamation im christlichen, jüdischen und islamischen Gottesdienst.

Die verschiedenen Arten von Wissen

Verzeihen Sie mir, wenn ich nun behaupte, dass es auch in Bezug auf Wissen verschiedene Sorten gibt. Insgesamt gibt es fünf verschiedene Arten, wir beleuchten hier zunächst vier davon.

Wissensart A) = Intuition

Dies ist der Bereich, der das natürliche Wissen ausmacht. Von mir aus das göttliche oder das übergeordnete Wissen. Hiervon haben wir leider bewusst recht wenig. Aber interessanterweise sind einige Religionen nicht weit davon entfernt gewesen. Bedauerlich ist nur, dass sie viele Lügen also „Nichtwissen“ eingebaut haben.

Wissensart B) = Naturgesetze

Ein Bereich, der als vollzogene Lebenserfahrung bezeichnet werden kann oder auch als Weisheit in Bezug auf schönes und erfolgreiches Leben. Alle Naturgesetze gehören dazu – egal, ob diese wissenschaftlich bewiesen sind oder nicht – die ein Überlebenmöglich machen.

Gehen wir mal davon aus, dass einige in diesem Buch beschriebenen Dinge solche „Schlauheiten“ sind.

Wissensart C) = Allgemeinwissen

Ein Wissen, welches in der Gesellschaft flächenmäßig derzeit die größte Anerkennung findet, nämlich das Allgemeinwissen.

Zahlreiche Fernsehshows küren jede Woche Menschen, die mit ihrem Allgemeinwissen viel Geld verdienen können. Leider hat dieses Wissen nichts mit  Glück oder Ziele erreichen zu tun. Dieses Wissen wird als angenehm empfunden, da es hochwertiger scheint, als andere verbreitete normale „Wissen“. Einige Akademiker, die sich auf ein bestimmtes Fachthema konzentrieren, bekommen für das gute Aufarbeiten dieses Wissens einen staatlich anerkannten Titel.

Wissensart D) = Unsächlichkeiten

Dies ist eigentlich kein Wissen, sondern eher ein Nichtwissen, das im Allgemeinen auch als Lüge bezeichnet werden kann. Da man diese Lüge als Wahrheit anerkennt, stellt es eine Art Wissen dar, das die Eigenschaft hat, das wahre Wissen zu ersetzen und dadurch zu verdrängen. Man könnte es auch als falsche Wahrheit bezeichnen. Diese Art von Wissen ist sehr weit verbreitet und führt zwangsläufig zur kollektiven Verdummung der Gesellschaft.

Diese Lügen finden Sie sogar in vielen renommierten Büchern und es scheint so, dass die Menschen sie lieben, ja verehren, als ob es ein Teil ihres Glückes sei. Und das schon seit vielen tausend Jahren, aber ganz besonders seit einigen Hundert Jahren und vor allem seit Eintritt in das Informationszeitalter. Warum ist das so? Es ergibt doch eigentlich keinen Sinn.

Es ist nicht Ziel dieses Buches darüber zu spekulieren oder gar Antworten dafür zu liefern, aber eines können wir feststellen: Es gibt ein paar Menschen, die durch die Existenz von „Wissensart D“ viel Geld verdienen.

Beispiele für „Nichtwissen“

Ich möchte Ihnen einige einfache Beispiele nennen, bei denen es sich um Unwahrheiten, also Wissen der Kategorie D), handelt:

  • Ein Kind ist dumm.
  • Wer schlechte Zeugnisse hat kommt nicht weiter.
  • Wenn Du Pech im Leben hast, dann ist das eben Schicksal oder Nativität*.
  • Hast Du was, dann bist Du was (Anmerkung: umgekehrt wäre richtiger.
  • Sünder kommen in die Hölle.
  • Kunst ist brotlos.
  • Fehler sind ein Zeichen von schlechter Ausbildung.
  • Ein einzelner Mensch kann gar nichts verändern.
  • Es ist wichtig, im Leben ein Haus zu bauen oder zu besitzen.
  • Dummheit muss man bestrafen.
  • Es gibt viele Krankheiten, die man eben nicht heilen kann.
  • Eine demokratische oder rechtsstaatliche Regierungsform ist gerecht und löst die Probleme in der Gesellschaft.
  • Was in der Zeitung steht oder im Fernsehen berichtet wird, ist wichtig zu wissen.
  • Manchmal muss man eben Ellenbogen benutzen um vorwärts zu kommen.
  • Wer immer ehrlich ist, der kommt nicht weit.

* Nativität [lateinisch] 1. (veraltet) Geburtsstunde, Geburt. 2. Stand der Gestirne bei der Geburt und das angeblich dadurch vorbestimmte Schicksal (Astrologie).

Gerne können Sie ein wenig weitermachen und sicher fallen Ihnen weitere Beispiel ein.

Was wir nun auf jeden Fall festhalten können, ist die Tatsache, dass es unterschiedlich wichtiges Wissen gibt. Also Dinge, die Sie wissen müssen und solche, die eventuell nutzbringend sind zu wissen, aber nicht notwendig zum Überleben.

Widmen wir uns nun aber dem eigentlichen, dem wichtigen Wissen.

Richtiges Wissen ist Macht

Ja, „Wissen ist Macht“ – und das stimmt vollkommen, aber nur in Bezug auf das richtige Wissen.

Hören Sie auf Ihre innere Stimme, denn die beherbergt mehr Wissen als Sie womöglich auf einmal anwenden oder ertragen können – oder besser gesagt, als Ihre Umgebung ertragen könnte.

Nehmen wir mal zum Beispiel an, Sie hätten die intuitive Erkenntnis, dass Sie schon einmal gelebt hätten und daraufhin die fixe Idee, im nächsten Leben würden Sie gerne als Kind gerechter und wohlhabender Eltern wiedergeboren werden. Wem sollten Sie das erzählen? Tun Sie das bloß nicht! Denn entweder man macht sich über Sie lustig oder steckt Sie am Ende gar in die Psychiatrie*. Da Psychiater die Existenz des Menschen als Seele (geistiges Wesen) ablehnen – oder zumindest bezweifeln, weil sie dies nicht erklären können – (siehe in den Lehren von z.B.  Siegmund Freud), hätten Sie aufgrund Ihrer „fixen Ideen“ eine Menge unangenehmer Fragen zu beantworten, mit denen man Sie suggestiv zum Umdenken bringen wird.

* Psychiatrie: 1. Teilgebiet der Medizin, das sich mit der Erkennung u. Behandlung von seelischen Störungen u. Geisteskrankheiten befasst. 2. (Jargon) psychiatrische Abteilung (bzw. Klinik). (Anmerkung des Autors: Mittlerweile sehr umstrittene medizinische Fachrichtung, die behauptet der Fachmann über den menschlichen Geist zu sein. Interessanterweise werden alle Antworten im Gehirn und im zentralen Nervensystem gesucht, was ein Widerspruch ist, denn der Geist bzw. die Seele ist weder materiell noch medizinisch nachweisbar.)

Wahrheit

Viele Philosophen behaupten, dass es genau so viele Wahrheiten wie Menschen gibt. Ich finde das spannend und es unterstreicht die Existenz eines geistigen Wesens, das erschaffen will – und im Grunde alles erschaffen kann, was es will. Dass das Probleme mit sich bringt, können wir an dem scheinbar unerreichbaren Ziel „Weltfrieden“ erkennen. Da alle streng dogmatischen Religionen die Wahrheit für sich beanspruchen und behaupten, nur sie alleine kennen den Weg dorthin, sind sie ständig damit beschäftigt sich gegenseitig zu diskreditieren*, anstatt zu erkennen, dass sie damit nur ihr Versäumnis rechtfertigen, ihre eigenen verwurzelten Tugenden – wie Nächstenliebe und Toleranz – wirklich zu leben und zu proklamieren*. Zum Glück hat sich dies in den letzten Jahrzehnten herumgesprochen und man versucht hier nachzubessern.

Möglicherweise habe ich mir jetzt ein paar Feinde gemacht und lasse Sie mit Ihrer Wahrheitsfindung in diesem Zusammenhang erst mal alleine. Auf jeden Fall ist es in Bezug auf ein „spielerisches Erreichen von persönlichen Zielen“ wichtig, seine eigene Wahrheit zu besitzen und möchte einen anerkannten Meister seines Faches zu diesem Thema zitieren. Die für Ihre Ziele wichtigen Aussagen habe ich fett markiert.

* diskreditieren: dem Ruf, Ansehen einer Person oder Sache schaden, abträglich sein.

* proklamieren: verkündigen, erklären; aufrufen; kundgeben.

Was Rudolf Steiner darüber sagt

Auszug aus dem Buch: „Die Philosophie der Freiheit“ von Rudolf Steiner (Neuausgabe im April 1918):

„Alle wirklichen Philosophen waren Begriffskünstler. Für sie wurden die menschlichen Ideen zum Kunstmateriale und die wissenschaftliche Methode zur künstlerischen Technik. Das abstrakte Denken gewinnt dadurch konkretes, individuelles Leben. Die Ideen werden Lebensmächte. Wir haben dann nicht bloß ein Wissen von den Dingen, sondern wir haben das Wissen zum realen, sich selbst beherrschenden Organismus gemacht; unser wirkliches, tätiges Bewusstsein hat sich über ein bloß passives Aufnehmen von Wahrheiten gestellt. Wie sich die Philosophie als Kunst zur Freiheit des Menschen verhält, was die letztere ist, und ob wir ihrer teilhaftig sind oder es werden können: das ist die Hauptfrage meiner Schrift. Alle anderen wissenschaftlichen Ausführungen stehen hier nur, weil sie zuletzt Aufklärung geben über jene, meiner Meinung nach den Menschen am nächsten liegenden Fragen. Eine «Philosophie der Freiheit» soll in diesen Blättern gegeben werden. Alle Wissenschaft wäre nur Befriedigung müßiger Neugierde, wenn sie nicht auf die Erhöhung des Daseinswertes der menschlichen Persönlichkeit hinstrebte. Den wahren Wert erhalten die Wissenschaften erst durch eine Darstellung der menschlichen Bedeutung ihrer Resultate. Nicht die Veredlung eines einzelnen Seelenvermögens kann Endzweck des Individuums sein, sondern die Entwickelung aller in uns schlummernden Fähigkeiten. Das Wissen hat nur dadurch Wert, dass es einen Beitrag liefert zur allseitigen Entfaltung der ganzen Menschennatur. Diese Schrift fasst deshalb die Beziehung zwischen Wissenschaft und Leben nicht so auf, dass der Mensch sich der Idee zu beugen hat und seine Kräfte ihrem Dienst weihen soll, sondern in dem Sinne, dass er sich der Ideenwelt bemächtigt, um sie zu seinen menschlichen Zielen, die über die bloß wissenschaftlichen hinausgehen, zu gebrauchen. Man muss sich der Idee erlebend gegenüberstellen können; sonst gerät man unter ihre Knechtschaft.“

Weise Worte eines klugen Mannes. Wer mehr über Wahrheit, also das wirkliche Wissen erfahren möchte, der muss in sich selbst hinein horchen und dabei eine Menge Mut aufbringen.

Beim „Mut aufbringen“ möchte ich Ihnen gerne helfen, denn das thematisieren wir in einem späteren Kapitel, nachdem wir uns zunächst dem mystischen Bereich der Erkenntnis (nächstes Kapitel) widmen.


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