Bedienungsanleitung für Eltern

Die Funktionsweise und Nutzung von ausgewachsenen Menschen


Dieses Büchlein ist eine Gebrauchsanleitung, für ein besseres Verständnis über die Verhaltensweisen von ausgewachsenen Menschen.
Es soll das Zusammenleben mit ihnen so angenehm wie möglich machen.
Viel Spaß!


Inhaltsverzeichnis

Benutzung dieses Büchleins

Erwachsene sind manchmal merkwürdig und haben komische Vorstellungen von einfachen Dingen. Zum Beispiel können sie nicht verstehen, dass Schule und ganz besonders Hausaufgaben manchmal einfach doof sind, obwohl es doch jedes Kind, spätestens ab der 5. Klasse weiß. Manchmal bekommt man mit ihnen deswegen Streit. Das ist dann zusätzlich doof und macht die ganze Sache noch doofer.

Man könnte glauben, dass Erwachsene die Schule erfunden habe, nur um Kinder und Jugendliche zu ärgern. Aber das stimmt nicht. Es liegt einfach daran, dass sehr viele Erwachsene komische Sachen denken und dann doofe Sachen machen.

Dieses Büchlein soll Dir dabei helfen, Erwachsene zu verstehen und ihnen, wenn Du möchtest, so manches zu verzeihen, denn sie wissen es leider nicht besser.

Auch wenn es nur wenige wissen, aber Kinder sind viel schlauer und intelligenter als Erwachsene. Trotzdem verstehst Du nicht, was Erwachsene so von sich geben, denn das ist auf den ersten Blick sehr kompliziert oder einfach nicht logisch. Darum möchte ich Dir die Welt der Erwachsenen erklären und dabei helfen, wie man mit ihnen reden kann. Unser Ziel sollte sein, dass sie Dich als vollwertigen Menschen respektieren und aus dem Staunen nicht mehr heraus kommen.

Am Anfang muss ich Dir aber ein paar vielleicht langweilige Sachen erklären; die sind aber wichtig, damit Du weißt, was Erwachsene denken und mit was sie sich den ganzen Tag so beschäftigen. Denn das ist ihr Leben, welches sie mit Dir teilen wollen – ob Du willst oder nicht.

Ab wann ist man denn Erwachsen?

Das ist nicht ganz so einfach zu beantworten. Die Erwachsenen schreiben in ihren Gesetzen: Volljährig (Erwachsen) ist man „mit Vollendung des 18. Lebensjahres“. Und weil das einfacher zu verstehen ist, sagen sie: „Mit 18.“

Leider ist das nicht ganz richtig, denn das ist bei jedem anders. Der Eine ist mit 18 erwachsen, der andere mit 23 und Du vielleicht schon mit 16. Wer weiß das schon? Eigentlich nur Du selbst und auch dabei soll Dir dieses Büchlein helfen.

Erwachsen sein heißt, dass man vernünftig[1] ist und die Regeln des Lebens einigermaßen gut kennt, um einen Beruf auszuüben und bereit zu sein, eine eigene Familie zu gründen.

Leider wissen viele Erwachsene nicht, was Vernunft (das Wort wird ganz unten erklärt) tatsächlich bedeutet und verhalten sich deshalb selbst oft sehr unvernünftig. Das merken sie aber nicht.

Außerdem wünschen sich manche Erwachsene eine Kindheit zurück, da man als Kind viel lockerer und neugieriger ist und nicht alles so verbissen sieht.


[1] Vernunft oder „vernünftig sein“ bedeutet, dass man die Dinge so sieht (erkennt) wie sie tatsächlich sind. Außerdem sollte man gute Regeln befolgen aber auch immer alle Regeln überprüfen, ob sie auch wirklich gut sind und sich dabei seine eigene Meinung machen.

Die Probleme von Erwachsenen

Die Welt der Erwachsenen ist voller Probleme, welche sie nicht immer mit Dir besprechen. Sie denken, Du verstehst das nicht. Vielleicht haben Sie aber auch einfach nur Angst oder schämen sich, Dir gegenüber Schwächen zu zeigen.

Erwachsene verwechseln oft Probleme (schlechte [negative] Dinge) mit Herausforderungen (gute [positive] Dinge). Sie würden zum Beispiel gerne irgendwas Tolles tun (z.B. ein Haus kaufen) und müssen dann ganz viele Dinge dafür erledigen, die teilweise kompliziert sind. Dann wird also aus einer guten Sache (die wunderbare Herausforderung, ein Haus zu bauen) plötzlich eine schlechte Sache (viele Probleme bei der Vorbereitung und beim Bauen). Die Erwachsenen werden in der Folge manchmal genervt sein, vor allem, wenn Du etwas wissen möchtest und Fragen stellst, die ihnen nicht in den Kram passen. Du nervst – und das lassen sie Dich ab und zu spüren.

Tja, leider musst Du damit klar kommen, dass sich viele Erwachsene als etwas sehr Wichtiges (weil sie angeblich klüger sind) empfinden und Deine Wünsche nicht immer ernst nehmen. Deshalb wissen und verstehen sie nicht, dass Dir Deine Wünsche sehr wichtig und sogar einen Teil Deiner Persönlichkeit sind.

Ihr generell größtes Problem ist, dass sie ihre Unbeschwertheit verloren haben. Dieses Wort ist leicht zu verstehen, wenn man es so schreibt: Unbeschwertheit. Sie sind also beschwert. Das heißt, sie tragen Ballast mit sich herum. Wenn Deine Eltern gute Zuhörer sind, dann kannst Du ihnen ja erzählen, dass man von einem un-beschwerten Menschen (also von Dir) auch etwas lernen kann, nämlich dass das Leben viel leichter ist, wenn man seine Probleme nicht immer so wichtig nimmt. Sag ihnen einfach, dass man sich mindestens 4 Stunden am Tag mit schönen Dingen beschäftigen soll. Sie sollen Dir vertrauen und es wenigstens mal ausprobieren. 4 Wochen lang. Wenn sie es durchhalten, werden sie begeistert sein und Du darfst dann stolz auf Deine Eltern sein, denn sie haben eine wichtige Regel des Lebens kennengelernt: Manche wirklich wichtigen Dinge kann man nur von Kindern lernen.

Erfindungen von Erwachsenen

Hier möchte ich Dir ein paar merkwürdige oder komplizierte Erfindungen von Erwachsenen vorstellen. Die meisten davon wurden von Männern erfunden. Ich weiß nicht warum, aber Männer haben viel Spaß daran, alles besser zu machen und deswegen erfinden sie andauernd Sachen, die uns allen das Leben leichter machen sollen. Das klappt leider nicht immer so gut und deshalb gibt es viele Erfindungen, die eigentlich kein Mensch braucht oder haben will. Ich rede hier nicht von Autos, Kaffeemaschinen, Computerspielen oder dem neusten Smartphone, sondern von den Dingen, die so fest im Alltag vorhanden sind, dass es niemand mehr so richtig merkt, obwohl wir uns regelmäßig und manchmal sogar sehr intensiv damit beschäftigen.

Erfindung 1: Gesetze

Im Laufe der Zeit haben erwachsene Menschen ganz viele Gesetze[1] erfunden und auf so viel Papier geschrieben, dass alleine dafür tausende Bäume (als riesige Wälder) gefällt werden mussten. Sie schreiben und schreiben, wie verrückt. Das nennen sie dann „Regieren“. Deswegen haben wir eine Regierung, die das ganze Volk eines Landes kontrolliert, in dem immer neue Gesetze geschrieben und verordnet werden. Die Erfinder der ersten Gesetze wollten damals eigentlich nur dafür sorgen, dass es nicht mehr so viel Streit gibt und so dachten sie, man muss ein paar Gesetze machen, damit man weiß, was man darf und was man nicht darf.

Die meisten heutigen Gesetze sagen leider vor allem, was man „nicht“ darf und welche Strafe man bekommt, wenn man gegen diese Gesetze verstößt. Es gibt heute so viele Gesetze[2], dass wir nur einen winzigen Teil davon in unserem ganzen Leben lernen können obwohl wir alle befolgen müssen.

Dadurch ist der Alltag von Erwachsenen sehr kompliziert geworden und sie müssen ständig Angst haben, gegen ein Gesetz zu verstoßen, von dem sie vielleicht gar nichts wissen. Das ist zwar unlogisch, wird aber leider nicht geändert, obwohl ständig darüber gesprochen wird.

Dein Glück ist, dass Du als „Minderjähriger“ nur sehr wenige Gesetze kennen und fast gar keine befolgen musst. Hierfür sind Deine Eltern zuständig, die damit zusätzlich belastet sind. Das ist dann auch die Erklärung, warum sie Dich gerne unter Kontrolle haben wollen und Dir ständig sagen, was Du tun oder lassen sollst. Sie sind ja verantwortlich für das, was Du tust und können sogar im schlimmsten Fall dafür bestraft werden.


[1] Gesetze: Im Duden steht dazu: „eine vom Staat festgesetzte, rechtlich bindende Vorschrift“. Das heißt, das sind feste Regeln, die von den Regierungen für ihre Länder gemacht werden, an die sich jeder unbedingt halten muss.

[2] Anzahl der Gesetze: In Deutschland gibt es ungefähr 2.000 Bundesgesetze mit über 3.000 Verordnungen und ungefähr 80.000 Paragraphen und Artikeln. Hinzu kommen die Gesetze und Rechtsverordnungen der 16 Bundesländer sowie die Gesetze der Europäischen Union. Ich habe mal versucht, das alles genau auszurechnen und komme dabei auf insgesamt 3 Millionen Wörter J

Erfindung 2: Regeln

Neben den Gesetzen gibt es zusätzliche Regeln, welche zum Beispiel von Deinen Eltern erfunden werden, um Dich zu „erziehen“. Das müssen sie tun, denn manche Erwachsene haben Angst, Du würdest Dich nicht gut entwickeln und Du könntest später als Erwachsener versagen. So erfinden Sie dauernd neue Regeln oder ändern sie ab (wenn es mal nicht funktioniert), damit Du ein gut erzogener Mensch wirst – ein Mensch, der möglichst viele Regeln kennt und diese anwendet, der fleißig ist und freundlich.

Neben diesen Regeln, haben Erwachsene auch Redewendungen (Sprüche) erfunden oder von ihren eigenen Eltern übernommen (abgeschaut), welche sie dann öfters wiederholen, um Dich zu irgendetwas zu bewegen oder von etwas abzuhalten. Davon aber später mehr.

Erfindung 3: Der Ernst des Lebens

Die meisten Erwachsenen glauben, dass man nicht mehr so viel Spaß im Leben haben kann, wenn man Erwachsen ist. Dies ist ein ganz großer Irrtum. Und alleine dadurch, dass Erwachsene daran glauben und Dir sogar vom späteren „Ernst des Lebens“ erzählen, lässt sie daran festhalten. Sie kommen nur selten auf die Idee, dass auch Erwachsene viel Spaß haben können. Das macht sie eigentlich zu armen Geschöpfen, denen man das Leben möglichst leicht machen sollte.

Einige von ihnen werden unter dieser Last sogar krank, was für sie aber ein weiterer Grund ist, zu erklären, dass das Leben eine ernste Angelegenheit ist. Manchmal, zum Beispiel wenn sie Alkohol getrunken haben, können sie aber auch sehr lustig und entspannt (unbeschwert) sein.

Erfindung 4: Kriege

Sicher weißt Du was ein Krieg[1] ist, auch wenn Du glücklicherweise keinen erlebt hast. Im Krieg geht es darum, dass man entweder um sein Recht kämpft oder sich gegen einen anderen zur Wehr setzen muss.

Es gibt heute ungefähr 20 echte Kriege in der Welt und über 300 sogenannte Krisengebiete[2]. Es geht dort immer darum, Recht zu haben und dieses mit Gewalt durchzusetzen. Manche Erwachsene erklären Krieg auch so, in dem sie sagen, dass man Unrecht halt eben bekämpfen muss.

Vor allem die Nachrichten im Fernsehen beschäftigen sich gerne mit Kriegen (manchmal nennen sie das auch Unruhen). Sicher haben sie ihre Gründe dafür, warum sie so was gerne und oft zeigen. Vielleicht liegt es daran, dass sie das unter „Ernst des Lebens“ verstehen und sich Erwachsene das deshalb gerne ansehen. Dies muss man nicht verstehen, aber warum es Kriege gibt schon.

Die Art und Weise, wie sich Kinder streiten und manchmal auch prügeln, ist eigentlich schon der Anfang einer kriegerischen Karriere [3], die meistens aber irgendwann gestoppt wird, da ihr glücklicher Weise „vernünftig“ werdet.

Auch Du willst Recht haben oder Dich verteidigen. Sicher hast Du Dich schon mal gestritten oder ungerecht behandelt gefühlt und vielleicht sogar schon mal jemanden ungerecht behandelt. So fängt alles an, denn auch das ist Gewalt. Wenn man dann erwachsen ist, kann man zu ganz anderen Mitteln greifen, um sein Recht durchzusetzen. Schon viele Menschen haben auf diese Weise ganz viele andere Menschen getötet.

Was aber scheinbar keiner weiß: Einen Krieg oder einen Streit kann niemand gewinnen, wenn nicht alle gewinnen. Auf den ersten Blick scheint das unmöglich oder schwierig zu sein, aber es ist viel einfacher, als es die meisten Menschen wissen. Falls Dich ein Erwachsener mal danach fragen sollte, dann sag ihm einfach folgende Lösung: Jeder Mensch darf niemals sein Recht mit Gewalt durchsetzen; er darf streiten, aber dabei keine Gewalt anwenden. Er muss auch zuhören können und den anderen verstehen wollen. Gewalt erzeugt Kriege und Verlust – Zuhören erzeugt Verständnis und Weisheit.


[1] Krieg ist ein organisierter und mit Waffen und Gewalt ausgetragener Streit zwischen Ländern oder Teile eines Landes. Es geht immer darum seine eigenen Interessen durchzusetzen und Überlegenheit zu demonstrieren. Mit Gewalt wird versucht, die Lebensgrundlage des Gegners zu zerstören, ihn zu verletzen oder sogar zu töten.

[2] Krisengebiet: Länder oder Teile von Ländern, in denen Menschengruppen Streit untereinander haben und dabei körperliche Gewalt ausüben.

[3] Karriere oder auch berufliche Laufbahn genannt (von französisch carrière) ist der persönliche Lebensweg eines Menschen in seinem gesamten Berufsleben.

Erfindung 5: Religion

Einer der ältesten Erfindungen von Erwachsenen sind Religionen[1]. Diese haben ihren Ursprung in den Mythen[2], die aus spannenden Geschichten und auch Symbolen[3] bestehen, welche sehr viele Menschen ganz fest an etwas glauben lassen, was sie jedoch nicht selbst gesehen oder erlebt haben.

Religionen gibt es auf der ganzen Welt und in ganz unterschiedlichen Formen. Heute gibt es auf der Welt drei große Religionen: das Christentum (2 Milliarden Mitglieder), den Islam (1,5 Milliarden Mitglieder) und den Hinduismus (1 Milliarde Mitglieder); danach kommt der Buddhismus (400 Millionen Mitglieder) und ungefähr 15 weitere Religionen. Neben den großen Hauptkirchen, gibt es hunderte Abspaltungen (Sekten) mit eigenen Organisationen und Führern.

Ich selbst gehöre keiner Religion an, habe mir aber viele davon näher angeschaut und ihre Bücher gelesen – also auch die Bibel und den Koran. Eigentlich mag ich sie irgendwie alle, bin aber nicht damit einverstanden, was da teilweise draus gemacht wurde.

Was alle Religionen gemeinsam haben, ist der Glaube an etwas, das man nicht wirklich beweisen kann, für jeden einzelnen Angehörigen einer Religion aber wichtig ist. Im Laufe von mehreren hundert Jahren haben sich Religionen zu Organisationen entwickelt, die ganz viele Regeln gemacht haben, die ihre Anhänger bitteschön befolgen müssen. Bei einigen Religionen gibt es sogar Strafen, wenn man diese Regeln nicht befolgt.

Eine Religion ist grundsätzlich nicht falsch, aber es gibt ein paar sehr schlimme Dinge, die vor allem organisierte Religionen machen:

  1. Jede Religion behauptet, dass sie die beste von allen ist und sagt damit, die anderen sind weniger gut oder falsch. Dadurch entsteht logischerweise Streit.
  2. Im Namen eines Religionsführers oder Gottes werden Menschen getötet. Die meisten Kriege wurden und werden durch Religionen angestiftet; vor allem die Christen haben sehr viele Kriege angezettelt und deswegen viele Millionen Menschen getötet (leider will das heute keiner mehr wissen).
  3. Die meisten Religionen verbieten Dinge, die Du aber besser selbst mal entdecken oder ausprobieren solltest, um herauszufinden, ob sie richtig oder falsch sind.
  4. Wenn jemand einer wichtigtuenden Religion angehört, ist er sehr oft nicht mehr offen für etwas Neues und lässt sich dann gerne von komischen Ideen einfangen (blind werden).

Grundsätzlich ist die Idee einer Religion gut, aber wie die meisten Dinge, die Erwachsenen erfunden haben, wird diese am Anfang gut gemeinte Idee, später von weniger guten Menschen benutzt, um sich wichtig zu machen und andere Menschen zu kontrollieren.

Die einzige Religion, die ich kennen gelernt habe, welche einigermaßen tolerant gegenüber Andersgläubigen ist, ist der Buddhismus.

Was die meisten Erwachsenen nicht wissen: Eine Religion – oder besser ein Gaube an etwas – ist immer eine sehr persönliche Sache jedes einzelnen Menschen und kein anderer Mensch hat das Recht hier mit Regeln oder Verboten anzukommen. Jeder Mensch soll also glauben, an was er will, so lange er damit anderen Menschen keinen Schaden zufügt.

Ich habe gesehen, dass es in jeder Religion gute und weniger gute Menschen gibt. Also hat eine Religion nichts damit zu tun, ob ein Mensch gut oder böse ist.


[1] Religion: Das Wort Religion stammt ursprünglich aus der lateinischen Sprache: „religio“ und bedeutet laut Wörterbuch: „rückverbinden“ oder frei übersetzt auch „besinnen“.

[2] Mythen: das sind sagenhafte alte Geschichten, die innerhalb einer Gemeinschaft (Kultur, Land, Gruppe von Nachkommen alter Lebensgemeinschaften) über sich selbst (von den Vorfahren) erzählt werden.

[3] Symbol: Dieses Wort stammt aus dem Griechischen Wort „sýmbolon“ und heißt „Zusammenfügen“. Es bedeutet vor allem „Erkennungsmerkmal“. Das kann ein Bild, ein Zeichen, eine Fahne, ein Straßenschild, ein Währungszeichen oder ein Smily sein J.

Erfindung 6: Ehe-Scheidung

Eine Scheidung[1] ist eine vom Gesetz vorgegebene Sache, die nur dann notwendig ist, wenn man vorher gesetzlich verheiratet ist. Die meisten Eltern von Kindern sind gesetzlich verheiratet, aber es sind nicht mehr so viele wie vor 20 oder gar 50 Jahren.

Ich weiß natürlich nicht, ob Deine Eltern noch zusammen leben und sich lieben, aber wenn dies so ist, dann hast Du Glück. Genieße es und sei dankbar dafür. Mutter und Vater zu haben ist eine gute Sache und irgendwie so, wie die Natur das möchte.

Wenn Deine Eltern geschieden sind, dann heißt das aber nicht, dass Du deswegen Pech hast. Manche Eltern lassen sich scheiden und verstehen sich trotzdem gut. Vielleicht streiten sie sich jetzt sogar weniger.  Und andere Eltern streiten sich auch nach der Scheidung noch und wollen noch nicht einmal wenigstens Freunde bleiben. Das ist dann sicher ein komisches Gefühl und vielleicht unerträglich. Ein Vorteil ist, dass Du daraus lernen kannst und später versuchen kannst, es besser zu machen, in dem Du entweder mit dem wirklich richtigen Partner oder Partnerin Kinder zusammen bekommst – oder aber, wenn ihr Euch wirklich mal trennen solltet, das Ganze möglichst friedlich und mit Vernunft erledigt.

Trotz Scheidung: Es sind immer noch Deine Eltern und Du solltest zu beiden freundlich sein und den Kontakt aufrechterhalten.

Bei einer Trennung oder Scheidung von Eltern reden diese oft viel zu viel dummes Zeug. Das liegt daran, dass die meisten Erwachsene damit sehr überfordert sind, vor allem dann, wenn sie gemeinsame Kinder haben.

Am besten ist, wenn ihr euch da ganz raus haltet und abwartet, bis die Erwachsenen das irgendwie hinbekommen. Und lasst euch nicht erzählen (manipulieren [2]), dass einer von beiden Mist gebaut hat. Zu diesem Drama[3] gehören immer zwei. Hier ist es egal, wer Schuld hat und wer nicht. Beide sind eure Eltern – basta.


[1] Scheidung: Wenn eine Frau und Mann gesetzlich heiraten, sind sie laut Gesetz Eheleute. Wenn sie sich dann vor dem Gesetz wieder trennen, dann nennt man das Ehescheidung oder einfach Scheidung.

[2] Manipulieren: Ein schlaues und verstecktes Beeinflussen Deiner Meinung.

[3] Drama: Wenn eine Situation schlimmer oder größer gemacht wird als sie in Wirklichkeit ist.

Erfindung 7: Erziehung und Bildung

Ursprünglich ist das keine Erfindung von Erwachsenen, sondern von der Natur. Zum Beispiel erziehen auch Tiere ihre Nachkommen, was sie alleine dadurch machen, indem sie ihnen die Natur und die Naturgesetzte[1] zeigen. Diese Naturgesetzte stehen über allen Gesetzen, die von Menschen gemacht wurden, da sie zum Überleben wichtig sind. Aber leider haben Deine Eltern wahrscheinlich fast kein Wissen über diese Natur, denn schon von langer Zeit wurde das Wissen über die Natur aus der Erziehung entfernt. Und was noch schlimmer ist: Eltern wurde ein großer Teil der Erziehung und der Vermittlung von Wissen weggenommen – vom Staat[2], das ist der, der die ganzen Gesetze macht. Auch bei Deiner Erziehung und vor allem bei Deiner Ausbildung gibt es viele Gesetzte und Vorschriften und es gibt eine vom Staat eingerichtete Schule. Dort lernst Du hauptsächlich Dinge, die Erwachsene erfunden haben und das, was nur sie so toll finden.

Von der Schule hatten wir es ja schon am Anfang. Sie ist eigentlich eine tolle Erfindung – nur leider bekommen es die Erwachsenen einfach nicht hin, das Ganze so zu organisieren, dass es Spaß macht. Man muss ihnen aber zu Gute halten, dass sie ständig versuchen, das Bildungssystem (so werden alle Schulen, Schulfächer und Ausbildungsplätze zusammen genommen genannt) zu verändern. Leider machen sie dabei alles ständig noch komplizierter. Ich habe mal gehört, dass man das „verschlimmbessern“ nennt.

Vor sehr, sehr langer Zeit haben noch Eltern und ein großer Teil der Verwandten ihre Kinder ausgebildet und ihnen alles beigebracht, was man braucht, um gut zu überleben. Man konnte alles gleich ausprobieren und lernte dadurch sehr schnell. Zum Teil war es spannend, aufregend, interessant und hat meistens viel Spaß gemacht.

Sehr viele Erwachsene wissen heute leider nicht mehr, dass Erziehung und Bildung aus ganz viel Lust und Freude am Lernen bestehen muss. Sie habe das einfach vergessen, was auch daran liegt, dass sie selbst dabei keine richtige Freude mehr haben.

Bitte sei ihnen also nicht böse und versuche sie zu verstehen. Am besten Du machst daraus einen Kompromiss[3] und siehst zu, dass Du einfach ein wenig fleißiger bist, als die Erwachsenen. Das ist gar nicht so schwer, denn die sind manchmal auch ganz schön faul, was sie aber meistens nicht zugeben wollen.


[1] Naturgesetze: Das sind alle Dinge, die immer gleich bleibend funktionieren ohne, dass sie von irgendjemand erfunden wurden. Zum Beispiel, dass ein Gegenstand auf den Boden fällt, wenn man ihn los lässt oder, dass Du erfrierst, wenn Du längere Zeit in eiskaltem Wasser schwimmen gehst.

[2] Staat: Es gibt ungefähr 6 verschiedene Staatsformen. Wir leben in einer sogenannten Demokratie. Diese besteht aus 3 Ebenen. Die Unterste ist die Ebene ALLER Bürger – also auch Du. In der Mitte befindet sich die Ebene der Parteien, der Verbände und der Medien (Fernsehen, Zeitung und ähnliches). Ganz oben steht die Regierung, die vom Bürger frei gewählt werden kann und welche immer die letzte Entscheidung für alles hat (Gesetze und Gerichte).

[3] Kompromiss: Das Ende eines Streits, wenn beide Seiten freiwillig auf etwas verzichten, damit beide zufrieden sein können.

Die engsten Verwandten

Mama´s

Mamas machen sich oft Sorgen, vor allem um Dich, auch wenn es manchmal keinen Grund dafür gibt. Nur wenige Mütter sprechen darüber – und das ist im Grunde genommen auch gut so, denn sonst könnten sich die Sorgen auf Dich übertragen.

Du solltest immer versuchen Deiner Mutter die Angst wegzunehmen, indem Du mit ihr darüber sprichst – vor allem wenn sie Dir Dinge verbietet. Wenn Du ganz offen und freundlich mit ihr darüber sprichst (stelle einfach ein paar Fragen nach dem Warum), dann hat sie das Gefühl, dass Du sie verstehst und wird auch viel mehr lachen und auch Dich viel besser verstehen können. Respektiere ihre Angst und ihr deswegen manchmal komisches Verhalten!

Sie wird alles wissen wollen, was Du tust, vor allem dann, wenn Du länger aus dem Haus bist und irgendwann sogar über Nacht wegbleibst. Sei bitte immer ehrlich zu ihr und Du hast einen guten Ratgeber an Deiner Seite.

Papa´s

Die meisten Papas meinen, dass sie keine Angst zeigen dürfen und sind in vielen Situationen sehr selbstbewusst und stark. Aber auch sie haben ab und zu Angst und machen sich vor allem viele Gedanken darum, wie genügend Geld verdient werden kann, um zum Beispiel ein Haus, Autos, Urlaube, Fernseher, Smartphones und coole Klamotten bezahlen zu können.

Dein Papa ist ein Mann – und Männer müssen stark sein und die Familie beschützen. Ebenso wollen sie ein gutes Vorbild sein und benutzen dabei Redewendungen, die sie zu einem Teil wiederum von ihrem Papa gelernt haben (das geben sie aber nicht zu; sprich sie deswegen darauf bitte nicht an – es könnte sonst peinlich für ihn werden).

Die meisten Papas sind tatsächlich stark und oft die besten der Welt. Was ihnen manchmal fehlt ist Dankbarkeit und Anerkennung. Wenn man sie einfach mal so in den Arm nimmt, fühlen sie sich wohl und werden dadurch noch stärker. Die meisten Väter können diese Gefühle und Zuneigung nicht immer erwidert, denn sie glauben, dass man dadurch schwach wird. Das ist nicht schlimm, denn in ihrem Inneren tun sie es und mit der Zeit, werden sie etwas zutraulicher.

Deine Eltern

Sie wollen, dass Du später einmal ein erfolgreicher und glücklicher Mensch wirst, was sie Dir möglicherweise auch schon gesagt haben. Das ist gut so, aber leider wissen sie nicht, dass Dein Erfolg erst dann möglich wird, wenn Du später das machst, was Du wirklich willst. Sie sollten Dir also nicht erklären, was nach deren Meinung wichtig ist, sondern Dir dabei helfen, das herausfinden, was gut zu Dir passt und wo Du Talente hast. Das kann ein paar Jahre dauern, aber ihr seid ja lange genug zusammen. Hilf ihnen dabei, indem Du ihnen von Deinen Zielen, Deinen Wünschen und Deinen Träumen erzählst. Hab dabei Geduld, denn sie denken viel langsamer als Du.

Deine Eltern wollen immer nur das Beste für Dich. Leider wissen sie nicht immer, was wirklich gut für Dich ist. Wenn Du weißt, was Du willst, musst Du Dir überlegen, wie Du es ihnen ganz schonend und in einer ruhigen Minute erzählst. Hör ihnen zu, wenn sie Dir dabei Ratschläge geben, aber lasse Dich nicht negativ beeinflussen.

Oma und Opa

Großeltern sind oft klüger und geduldiger als Eltern, denn sie haben (hoffentlich) irgendwann gemerkt, dass sie in der Erziehung von Deiner Mama oder von Deinem Papa nicht immer alles richtig gemacht haben und wollen es bei Dir besser machen.

Deine Großeltern können für Dich sehr wichtig sein, denn sie haben meistens mehr Zeit zum Zuhören. Du solltest Dich deshalb ein wenig um sie kümmern und ihnen viele Fragen stellen. Und gib Dich nicht mit Antworten zufrieden, die Du nicht verstehst. Frag einfach solange, bis Du alles verstanden hast. Wenn sie vielleicht genervt reagieren, dann warte ein wenig ab oder entschuldige Dich dafür, um es dann noch mal zu versuchen. Da Du in vielen Dingen viel schneller oder ungeduldiger bist, als fast alle Erwachsene, musst Du ihnen einfach mehr Zeit geben.

Deine Geschwister

Geschwister sind ja meistens keine Erwachsenen, deswegen beschäftigen wir uns auch nur kurz mit ihnen. Mit Geschwistern kommt es auch mal zu Reibereien. Am besten Du entschuldigst Dich nach jedem Streit. Egal, wer schuld ist – denn das ist auch meistens nicht so wichtig. Ja, ich weiß, das ist nicht einfach, aber wenn man sich entschuldigt, gibt der andere auch zu, dass er Mist gebaut hat. Nur so ist alles ganz einfach. Wenn dann einer weiter rum zickt, dann warte einfach eine gewisse Zeit ab und versuche es noch mal. Es muss ja nur eine kleine Entschuldigung sein, für etwas, was Du tatsächlich falsch gemacht hast, wenn Du ganz ehrlich zu Dir selbst bist.

Der Rest der Familie

Eine große und gute Familie ist eine sehr tolle Sache. Hier sollte ein guter Austausch stattfinden, auch wenn man sich nicht so oft sieht. Komischerweise stellt man erst als Erwachsener fest, dass eine gute Familie wertvoll und wichtig ist. Als Kind ist das selbstverständlich und man macht sich darüber keine Gedanken. Und das ist auch gut so.

In einigen Familien gibt es aber ein merkwürdiges oder sogar feindseliges Verhalten unter einigen Familien-Mitgliedern – lustiger Weise sind das aber immer die Erwachsenen, die damit anfangen. Zum Beispiel gibt es welche, die nichts miteinander zu tun haben wollen und sich aus dem Weg gehen. Oder es wird Hintenherum über andere schlecht geredet. Manche sehen sich gar nicht mehr und haben sich nichts zu sagen. Das alles sind unerklärliche Verhaltensweisen von Erwachsenen, die sich selbst viel zu wichtig nehmen und stets die Schuld woanders suchen.

Hoffentlich schaust Du dir das nicht ab und machst es mal besser. Deine Familie ist immer Deine Heimat, von wo aus Du hinaus in die Welt gehen und immer wieder zurückkehren kannst. Wenn Du es in Deiner Familie überhaupt nicht aushältst, weil sie zerstritten ist oder es teilweise böse Menschen sind, dann suche Dir diejenigen Verwandten als Bezugspersonen heraus, die Dir am liebsten sind – und wenn es nur einer ist.

Erwachsene allgemein

Nachdem wir uns mit Deiner Familie beschäftigt haben, schauen wir uns den ganz normalen Erwachsenen mal an. Den, der uns im Alltag begegnet. Dazu zählen natürlich auch Deine Lehrer, die wir aber gleich extra unter die Lupe nehmen, da sie eine spezielle Form von Erwachsenen sind.

Die meisten Erwachsenen glauben, dass Kinder dumm sind und können mit ihnen nichts Konkretes anfangen. Sie reden mit komischen Worten, die sie – ohne über den Sinn nachzudenken – auswendig gelernt haben. Oder es kommen halt die Standardsprüche, wie: „Na, was macht die Schule?“ oder „Du bist aber groß geworden!“.

Sie können sich halt am besten mit den anderen Erwachsenen unterhalten, denn da gibt es gemeinsame Themen und gleiche Denkweisen, die besprochen werden können.

Manche Erwachsene lassen Euch links liegen oder – im schlimmsten Fall – beleidigen sie Dich oder machen herabwürdigende Bemerkungen. Bleibt dann einfach cool und behandelt sie trotzdem mit Respekt. Das bringt sie meistens aus dem Konzept und sie werden euch in Ruhe lassen.

Lehrer

Lehrer werden von vielen Leuten geachtet aber auch von sehr vielen Menschen gemieden. Lehrer sind eine ganz besondere Spezies [1], mit der Du es andauernd zu tun hast. Manche Kinder und vor allem Jugendliche sehen Lehrer häufiger als ihre Eltern, deswegen müssen wir hier mal genauer hinschauen.

Lehrer haben einen Auftrag und der lautet: Bildet unsere Kinder aus und macht aus ihnen kluge Köpfe.

Viele Lehrer machen dies tatsächlich gut, aber Einige von ihnen leider nicht. Manche können es einfach nicht, obwohl sie ja extra dafür ausgebildet wurden. Es ist mir ein Rätsel, warum Menschen, die nicht richtig mit Kindern umgehen können, Lehrer werden dürfen. Aber vielleicht ändert sich das ja irgendwann.

Einige Lehrer finden einfach keinen menschlichen Zugang zu euch, das heißt, sie schaffen es nicht, den Unterricht so spannend zu gestalten, dass ihr neugierig werdet, also richtig zuhört und  aufmerksam seid. Denn das ist ja notwendig, damit ihr etwas lernen und verstehen könnt. Manchmal müssen sie sich dann Dinge einfallen lassen, um eure Aufmerksamkeit zu bekommen, die Du ziemlich blöd finden, und deswegen die Lust am Lernen oder sogar an der ganzen Schule verlieren könntest.

Außerdem haben zu viele Lehrer ein Grundproblem, denn sie müssen euch fit fürs echte Berufsleben in der sogenannten „freien Wirtschaft“ machen, von dem sie selbst aber nur wenig Ahnung haben. Dadurch sind sie gezwungen, sich auf theoretisches Zeug zu konzentrieren, was dann logischerweise langweilig ist, weil es mit der spannenden Realität nur wenig zu tun hat.

Sie haben aber einen Job, den sie erfüllen wollen und das allergrößte Problem dabei seid ihr, die Schüler – zumindest denken das viele Lehrer so. Einige Lehrer beklagen, dass sich die Eltern mehr engagieren sollten und bitteschön wohlerzogene Kinder in die Schule schicken müssen. Denn schließlich ist es nicht die Aufgaben eines Lehrers euch zu erziehen, sondern auszubilden.

Nun, da muss ich ihnen Recht geben. Viele von euch Kindern sind leider nicht wirklich gut erzogen. Aber was heißt das eigentlich: „erzogen“? In der Fachsprache nennt man das „Soziale Kompetenz“. Im Klartext heißt das: Höflichkeit, Hilfsbereitschaft, Sauberkeit, Pünktlichkeit, Ordnungssinn, Respekt, Disziplin und so weiter.

Egal, ob Du gute oder schlechte Lehrer hast, ob Du sie magst oder nicht magst, ob sie spannen oder langweilig sind, befolge einfach meinen folgenden Rat (denn es geht ja um Dich und Deinen Erfolg in der Schule): Bitte erledige mit Disziplin[2] Deine Hausaufgaben. Das ist im Grunde genommen sehr einfach, auch wenn es anfangs nervt und du keinen Bock darauf hast. Mach es einfach, am besten als Erstes, wenn du nach Hause kommst oder direkt nach dem Essen. Mach es zu Deiner Regel bzw. zu „Deinem“ Gesetz!

Du hast leider keine andere Chance. Eine wichtige Regel fürs Leben: Alles, was Du sowieso tun musst und nervig ist, das erledige als allererstes, denn dann hast Du den Kopf frei und bist ohne lästige Verpflichtungen. Dann kannst Du Dich locker den schönen Sachen widmen, auf die Du Lust hast.

Nun zurück zu den Lehrern. Wenn Du Deine Hausaufgaben machst, werden sie das mögen und Dich gut und als fleißig einschätzen. Das hilft bei der Benotung enorm. Außerdem verstehst Du den Stoff besser und kannst bessere Noten schreiben.


[1] Spezies: aus dem Lateinischen „species“, was bedeutet: Anblick, Gestalt oder Erscheinung. Übersetzt heißt das: Eine spezielle Art eines Lebewesens. In unserem Fall (Lehrer) bedeutet das: Ein spezieller Menschentyp, der besondere Verhaltensweisen und Erkennungsmerkmale besitzt.

[2] Disziplin: Ein oft benutztes Wort, aber kaum jemand weiß es richtig zu deuten. Das Wort stammt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt: Zucht, Lehre, Unterricht und Fach (Wissenschaft oder Unterwissenschaft). Disziplin ist etwas sehr wertvolles, wenn man sich dazu selbst entschließt. Wenn Du dazu gezwungen wirst, ist es total unangenehm; aber wenn Du Disziplin in einem von Dir gewählten Bereich selbst willst, dann kannst Du sehr viel erreichen und Dinge tun, die viele andere für unmöglich halten.

Du …

… ja, Du! Jetzt geht’s um Dich. Wer bist Du? Was machst Du? Was magst Du? Was magst du nicht? – Und so weiter.

Kennst Du Dich? Hat Dich jemand mal danach gefragt, was Du später gerne mal machen möchtest? Hat Dir jemand mal ganz genau gezeigt, welche vielen Möglichkeiten es überhaupt gibt?

Wie auch immer, Du bist Dir meistens der wichtigste Mensch in Deinem Leben. Das ist zwar gut und sehr wichtig für Dich und Deine persönliche Entwicklung, aber das gefällt den Erwachsenen nicht immer. Sie glauben, Du führst ein leichtes Leben, darfst spielen und faul sein und sie müssen schuften und sich um alles kümmern. Aus ihrer Sicht haben sie ja Recht, aber sie wissen nicht immer, dass Du auch Rechte hast. Und genau hier wird es kritisch.

Deshalb solltest Du Freiheiten oder Rechte einfordern. Aber bitte nicht laut oder schreiend, sondern ganz höflich und respektvoll. Fordere auf diese Weise solange, bis die Erwachsenen zuhören. Finde hier den richtigen Moment, in dem sie Dir zuhören können und wollen. Ja, ich weiß, dazu braucht man Geduld, aber die musst Du üben, denn Erwachsenen fällt das manchmal sehr schwer.

Aber wie bekomme ich Erwachsene dazu, zuzuhören? Als Baby hattest Du es leicht. Du hast einfach geschrien und sie mussten reagieren. Jetzt funktioniert das nicht mehr.

Sicher hast Du Dir schon ein paar Redewendungen der Erwachsenen abgeschaut und verwendest diese. Wenn sie nicht funktionieren, dann lass sie bitte weg. Sorry, aber nur ein Dummkopf wiederholt etwas, obwohl es nicht funktioniert.

Am besten Du bist ganz höflich und sagst: „Wir müssen reden“ oder „ich muss mich dringend mit Dir unterhalten“. Das hört sich sehr sachlich oder einfach an, aber es funktioniert, weil es logisch und meistens unerwartet ist.

So, jetzt aber wieder zurück zu Dir.

Spielen und Entdecken

Wenn Du noch ganz klein bist, finden Dich alle ganz toll, süß, lieb und knuddelig. Sie hätscheln Dich und freuen sich darüber, wenn Du sie anlachst. Erstaunlich viele Erwachsene hört man sagen: „Wenn sie so klein sind, dann sind sie ja noch pflegeleicht.“ oder: „Kleine Kinder machen kleine Probleme und große Kinder machen große Probleme!“. Eigentlich müssten sie dann noch hinzufügen: „und Erwachsene machen dann die größten aller Probleme!“ 😉

Ich glaube sie meinen damit, dass Du in diesem Alter noch keine Wiederworte gibst und das machst, was die Erwachsenen wollen – sie haben Kontrolle über Dich. Und das ist denen ganz wichtig.

Trotzdem bekommst Du jetzt schon die ersten komischen Attacken der Erwachsenen zu spüren, vor allem von denen, die Dich erziehen müssen. Sobald Du anfängst Dich frei zu bewegen (so mit 6 Monaten) wird ein ganz bestimmtes Wort immer häufiger benutzt und es tönt ständig aus dem Mund von den Erwachsenen, die sich um Dich kümmern sollen. Allen voran natürlich aus dem Mund Deiner Mutter oder auch Deines Vaters. Das Wort lautet: nein!

Da dieses Wort immer wieder mal anders ausgesprochen wird, müsste man es dann zum Beispiel so schreiben: „Neiin!“ oder „nahiin!“ oder auch (laut) NEINN!!!

Manchmal fällt das Wort über hundert Mal an einem Tag (ja, ich habe mitgezählt). Fast alle Erwachsenen merken nicht, dass dies überhaupt keine Wirkung hat. Sie mache immer weiter damit und haben die Hoffnung, dass Du verstehst, was sie meinen. Das geht natürlich nicht, da ein „Nein!“ nur ein Wort ist, das keinen sinnvollen Inhalt besitzt.

Das „Nein“ wird dann später zum „Lass das!“ oder zum „Finger weg!“ oder „das kannst Du noch nicht!“.

Ein intelligenter Außerirdischer, der das beobachtet, würde sich schlapplachen und feststellen, dass die Menschen auf der Erde ganz komische Wesen sind, die wohl zu den niedrig entwickelten Lebensformen angehören.

Spätestens dann, wenn Du 3 Jahre alt bist, kommst Du in den Kindergarten. Da darfst Du in einem speziell gebauten Haus spielen und noch Fehler machen. Du bist ja noch klein.

Dort fängt das Entdecken erst richtig an. So viel Neues. Neue Spielkameraden, ein paar Regeln, neue Spiele, Herumtoben dürfen, laut sein dürfen.

Erster Schultag

Ein großer Tag. Möglicherweise erzählt man Dir jetzt zum ersten Mal die Geschichte vom „Ernst des Lebens“. Gut, dass Du noch nicht so ganz verstehst, was die Erwachsenen damit meinen.

Auf jeden Fall ist es für Dich aufregend – egal, ob Du davor ein wenig Angst hast oder ob Du Dich darauf freust. Es ist neu und Du hast ja keine andere Wahl.

Du begibst Dich nun auf eine lange Reise, die mit Lernen, Disziplin, Gehorchen, Neugierde, vielen neuen Eindrücken, Fleiß, Unlust, Stress und vor allem mit massenhaften Informationen verbunden ist.  

So einzigartig wie Du bist, so unterschiedlich wird der Weg durch die Schule von jedem einzelnen Kind und später Jugendlichen sein.

100. Schultag

Politiker und wichtige Manager – also Leute mit großer Verantwortung – werden nach ihrem Amtsantritt erst einmal 100 Tage lang beobachtet. Sie sollen die Chance haben, sich erst einmal einzuarbeiten und dann etwas zu bewirken. Dies ist eine gute Sache, denn somit wird verhindert, dass gleich am Anfang Druck ausgeübt wird. Außerdem muss man sich am Anfang ja erst einmal orientieren und alles zeigen lassen.

Kannst Du Dich noch deinen hundertsten Schultag erinnern? Sicher nicht, denn da hat niemand darauf Wert gelegt.

Viele Kinder werden von Anfang an immer wieder daran erinnert, wie wichtig Schule ist. Wenn Deine Eltern das tun, dann sag ihnen einfach, dass Du doch erst einmal schauen musst, wie Du damit klar kommst. Wenn Du das hier jetzt liest, bist Du sicher schon älter, aber das gilt auch für andere Bereiche: Du musst sehen, wie und ob du damit klar kommst. Man soll Dir bitte die Chance geben – ohne dabei Druck auf Dich auszuüben – dass Du Dich einfühlst und Deinen Weg findest, die Schule gut zu meistern.

Die Schulzeit

In Deinen ersten Schuljahren wirst Du Dich maßgeblich zu dem entwickeln, wie Du später einmal als Jugendlicher sein wirst. Hierzu tragen Deine Eltern aber auch Deine Lehrer einen großen Teil dazu bei. Deine Eltern werden Dich quasi aus der Ferne dabei begleiten und froh sein, dass Du auf die Schule gehst. Fast alle Eltern wollen, dass aus ihren Kindern einmal „etwas wird“ – also ein erfolgreicher Erwachsener. Einige davon wollen sogar, dass aus ihren Kindern etwas ganz Besonderes wird. Das ist zwar nicht schlimm, verursacht aber Druck, der von Dir entweder als Belastung oder auch als Herausforderung gesehen werden kann. Schade, dass die meisten Erwachsenen nicht merken, dass sie meistens zu viel Druck ausüben und dies dann damit rechtfertigen, doch nur das Beste für ihre Kinder zu wollen.

Solltest Du in der Schule gut sein und keine Probleme haben, dann freue Dich. Das heißt zwar nicht automatisch, dass Du später mal Deinen Traumberuf erlernst, aber zumindest hast Du keinen Stress in der Kindheit.

Solltest Dir die Schule schwer fallen und Du eventuell damit sogar Deine Eltern beschäftigst, dann gebe ich Dir hier ein paar Tipps, wie Du damit besser klar kommen kannst.

Als erstes solltest Du wissen, dass Dir niemand etwas Böses will, auch wenn sich das für Dich so anfühlt. Das musst Du mir jetzt erst mal glauben. Ich selbst habe unter der Schule so extrem gelitten, dass ich sogar ganz schlimm krank wurde und teilweise sehr verzweifelt war. Niemand hat mir wirklich zugehört und mich verstanden, so dass ich dann gar nichts mehr gesagt und meine Bocklosigkeit (Boykott[1]) auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck gebracht habe. Natürlich habe ich das damals nicht verstanden.

Hätte ich gewusst, wie Erwachsenen sind und dafür Verständnis gehabt, dann hätte ich mich anders verhalten. Ich will damit sagen, dass Du einfach nur wissen musst, dass vor allem mit Disziplin, all die schönen Dinge auf der Welt erfunden wurden, die wir gerne kaufen würden. Ich habe bisher viele sehr erfolgreiche Menschen kennen gelernt. Einige davon habe ich sogar beraten dürfen. Fast alle davon, hatten Probleme in der Schule und habe erst ganz am Ende oder sogar erst nach der Schule – als sie bereits junge Erwachsene waren – noch einmal Vollgas gegeben (geben müssen). Erst dann hatten sie festgestellt, dass Erfolg und (viel) Geld nur mit Disziplin und Fleiß zu bekommen ist. Das Hauptproblem ist aber, dass uns das die Erwachsenen – und vor allem die Lehrer – völlig falsch erklären. Allerdings müssen wir unterscheiden, welchen Beruf wir einmal erlernen wollen. Hier gibt es verschiedene Strategien (je nach dem, was Du für ein Typ Mensch bist), die ich ganz am Schluss dieses Büchleins kurz erklären werde.

Auf jeden Fall solltest Du Deinen wichtigsten Kram in der Schule erledigen, denn das verhindert Stress und Streit, den Du in Deinem Alter nicht gewinnen kannst. Wende hier einfach die Tipps in diesem Büchlein an, wie Du Erwachsene besser verstehen und wie Du für Dich gewinnbringender mit ihnen umgehen kannst.

Schule ist geil! Mach das Beste draus!


[1] Boykott: Ein organisiertes wirtschaftliches, soziales oder politisches Zwangs- oder Druckmittel, durch das eine Person, eine Personengruppe, ein Unternehmen oder ein Staat vom regelmäßigen Geschäftsverkehr ausgeschlossen wird. Heute steht der Boykott allgemein für eine Verrufserklärung oder Ächtung durch Ausdruck einer kollektiven Verweigerungshaltung. Der wirtschaftliche Boykott dient insbesondere der Ausschaltung von Konkurrenz; der soziale Boykott als Druckmittel von Interessensgruppen (etwa im Arbeitskampf); der politische Boykott ist ein staatliches Sanktionsmittel gegenüber anderen Staaten.

Pubertät

Fast alle Erwachsenen – und besonders Eltern – sind sich einig: Das wird nicht einfach. Und tatsächlich kommt es dann auch so. Aber warum? Eigentlich ist es doch toll, wenn Erwachsene zuschauen dürfen, wie aus einem Kind ein Erwachsener wird.

Nun, das liegt daran, dass Du jetzt anfängst, Dich ebenbürtig zu fühlen, dies aber nicht zugelassen wird. Du möchtest einige der Rechte, die Erwachsene haben, nun auch für Dich beanspruchen. Das ist völlig normal, was ein Großteil der Erwachsenen aber nicht verstehen oder wahrhaben will. Es geht ihnen einfach zu schnell. Denn das Kind ist dann weg …

Erster Freund oder Freundin

Während oder kurz nach der Pubertät ist es dann soweit, dass Du die Zweisamkeit entdeckst – ganz für Dich. Das Thema „Sexualität“ ist Dir zwar nicht fremd, aber bisher war es nur Theorie. Dein Körper wird von der Natur umgebaut und produziert die sogenannten Hormone, die Dich als eine Frau oder als ein Mann fühlen lassen. Das ist eine echte Herausforderung für Dich – und das Schlimmste: Du weißt nicht immer, wie Du damit umgehen sollst oder merkst den Verwandlungsprozess nicht einmal so richtig.

Obwohl alle Erwachsenen das gleiche erlebt haben, so scheinen die meisten von ihnen das völlig vergessen (oder verdrängt) zu haben. Sie reagieren teilweise verständnislos und regen Diskussionen an, die für Dich völlig sinnlos sind. Du veränderst Dich und brauchst Zeit für Dich selbst. Bitte Deine Eltern und notfalls auch andere Erwachsene um diese Zeit, wenn sie Dir mal wieder auf den Keks gehen sollten.

Der Auszug

Das Verlassen der elterlichen Wohnung geschieht aus unterschiedlichen Gründen. Manchen wollen einfach nur weg und nehmen die nächstbeste Gelegenheit als Anlass auszuziehen. Andere gehen studieren oder ziehen zum Freund oder zur Freundin.

Egal, es ist ein Abenteuer und es riecht nach Freiheit. Du baust Dir jetzt Dein Leben auf, egal, ob Du weißt, wie es geht oder nicht.

Das nervt echt

Erwachsene haben nicht immer Geduld und Zeit. Das kann ganz schön nerven. Sie verlieren sich in bekloppten Sprüchen ohne es selbst zu merken. Das liegt daran, dass sie ja selbst mal erzogen wurden und genau dieselben Sprüche gehört und so gelernt haben.

Ich habe den Sprüchen und Situationen Schulnoten gegeben – also von 1 bis 6. Es gibt also neben den vielen doofen Sprüchen von Erwachsenen auch einige sehr Gute. Bei vielen Sprüchen (so genannte Redewendungen) habe ich Tipps dazu geschrieben – für Dich und wie Du damit gut umgehen kannst.

„Das kannst Du nicht!“

Hier ist die Benotung unterschiedlich. Wenn Du sehr klein bist, kannst Du natürlich kein Auto fahren. Wenn Du aber 2 Jahre alt bist, kannst Du sehr wohl ein tolles Bild malen. Generell sollte der Erwachsene stattdessen sagen: „Das kannst Du noch nicht“ und Dir erklären, wie und ab wann Du das lernen kannst.

Sag einfach, dass Du es vielleicht noch nicht kannst, aber gerne bereit bist, es zu lernen. Und frag auch, wann der Zeitpunkt gekommen ist, dass Du es lernen darfst. Hab´ Geduld und frag immer mal wieder nach, aber natürlich nur, wenn es Dir wirklich wichtig ist. Schulnote?!

„Das darfst Du nicht!“

Das ist ein blöder Spruch und bekommt Note 5, aber nur dann, wenn es keine Begründung dafür gibt.

Frag den Erwachsenen, warum Du das nicht darfst und ab wann Du es dürfen könntest!

 „Dafür bist Du noch zu klein/jung!“

Das ist ein genauso blöder Spruch und bekommt Note 4. Das kann man auch anders formulieren. Besser wäre: „das müssen wir noch trainieren“ oder so ähnlich.

„Du bist dumm (oder doof, oder blöd)!“

Note 6. Eine fiese Beleidigung und Herabwürdigung. Erwachsene, die diesen Spruch bringen, sind eigentlich fast ausgestorben, aber einige können es nicht lassen. Es würde mir sehr leidtun, wenn Du so etwas schon gesagt bekommen hast – und noch viel mehr leidtun, wenn Du es geglaubt hast. Natürlich bist nicht dumm. Niemand ist dumm. Noch nicht einmal der Dümmste ist wirklich dumm. Dumm ist nur der, der dummes Zeug redet und andere beleidigt. Einige Erwachsene wissen nicht was Dummheit ist und gerade deshalb nehmen sie dieses Wort gerne in den Mund.

„Vorsicht Freundchen, so redest du nicht mit Deiner Mutter / Deinem Vater!“

Ja, auch wenn sich das hart anhört, aber vor seinen Eltern muss man Respekt haben – auch wenn sie es nicht immer verdient haben. Der Spruch ist inhaltlich richtig gemeint, aber fast immer im falschen Ton und oft zu laut.

Für den Inhalt gibt’s also Note 2 und den Ton Note 5; insgesamt also eine 3,5.

 „Das hab ich Dir schon 100 Mal gesagt!“

Ein Kenner der Sachlage würde sagen: „Der Klassiker!“. Ja, immer wieder gerne gesagt und nie merkt der Erwachsene, dass dies einer der blödesten Sprüche überhaupt ist. Der Spruch ist nicht gemein oder beleidigend, aber total bescheuert. Manche sagen statt „100 Mal“ auch „1000 Mal“ und merken nicht, dass sie dann 10 Mal mehr bescheuert sind (ja, wir haben in Mathe gut aufgepasst ;-).

Wir übersetzen den Satz jetzt mal, also das was eigentlich hinter diesem Satz steht: „Ich habe Dir das Gleiche schon oft gesagt und leider nicht mitgezählt und Du hast dennoch nicht reagiert. Somit musste ich zunehmend feststellen, dass Dich das, was ich Dir ständig sagte, nicht interessiert oder Du keinen Bock darauf hast. Das nervt mich total und jetzt muss ich verbale[2] Gewalt anwenden, in dem ich übertreibe. Ich will, dass Du mir zuhörst und gehorchst und stelle fest, dass ich keine Ahnung habe, wie ich an Dich heran kommen kann. Mein Genervt-sein wird also schlimmer. Mich nervt, dass ich genervt bin, daran bist Du schuld. Ich gebe also auf und mache trotzdem verzweifelt weiter und muss jetzt Druck machen, um meinen Willen durchzusetzen.“

OK, ich gebe zu, das ist vielleicht ein wenig kompliziert formuliert, deswegen hier noch mal einfach in Deinen Worten: „So eine Scheiße, der Erwachsene checkt nicht, dass er mich nervt, und dann weiß er nicht mehr weiter und hört mit seinem Gejammer trotzdem nicht auf. Ist doch nicht mein Problem, dass er keine andere Möglichkeit findet, mir sein Problem näher zu bringen.“ Ja, so doof sind Erwachsene. Unsere Vorbilder, von denen wir etwas lernen sollen. Note 6.

„Nicht in diesem Ton!“

Egal, ob Du es gemerkt hast oder nicht, Du hast hier einen falschen Ton angeschlagen. Wenn der Erwachsene dies, ohne dabei übertrieben laut zu werden und Dir sehr direkt gesagt hat, hat er möglicherweise Recht. Hierfür gibt´s Note 2.

Du solltest Dich zunächst entschuldigen und das Gleiche nochmal in ruhiger Tonlage sagen. Der Erwachsene erwartet einfach Respekt von Dir. Zeig es ihm, aber bleibe in Deiner Aussage konstant, wenn Du wirklich im Recht bist.

Bei diesem Spruch geht es erst einmal nicht um das, WAS Du sagst, sondern WIE Du es sagst.

„Räum´ Dein Zimmer auf!“

Dein Zimmer ist Dein Revier. Erkläre das und bleibe dabei ganz ruhig. Erkläre, dass jeder Mensch (und Kinder sind auch Menschen) ein Recht auf einen eigenen Bereich hat, den er nach eigenen Vorstellungen selbst gestalten kann – auch wenn es aus Sicht eines anderen dort unordentlich aussieht.

Wundere Dich dann halt nicht, wenn nicht mehr jeder gerne Dein Zimmer betreten möchte.

Note 4, da gut gemeint, aber nicht gut gewusst.

Der Erwachsene wiederholt ständig genervt etwas

Wenn ihre „Ansagen“ nicht funktionieren – Du also nicht so reagierst, wie es gewünscht ist, dann werden diese Ansagen wiederholt. Immer wieder. Eigentlich ist das nicht schlimm, aber sie werden dabei gereizt und verändern vor allem ihren Ton und fügen zusätzliche Worte hinzu, die verdeutlichen sollen, dass es ihnen wichtig und ernst ist. Damit üben sie mündliche „kleine“ Gewalt (psychologischer Druck) aus, ohne es zu so richtig (bewusst) zu merken.

Note 5

„Das hast Du gut/toll gemacht!“

Note 1. Erwachsene, die das öfters tun und vor allem ehrlich meinen, sind gute Menschen. Du solltest Dich hautsächlich in der Nähe von solchen Erwachsenen aufhalten, da diese gut tun und Dir bei Deiner Entwicklung helfen.

Deine Sachen …

… gehören Dir und Du kannst damit machen, was Du willst, solange Du niemandem damit schadest. Wenn Deine Eltern Sachen von Dir weggeben, ohne Dich zu fragen oder gar gegen Deinen Willen, dann musst Du Dich dagegen wehren. Verteidige Deine Sachen aber nicht mit Gewalt (siehe Kapitel „Kriege“), sondern erkläre dem Erwachsenen das Recht eines Kindes auf eigenen Besitz.

Wenn Erwachsene Deine Sachen weggeben, ohne Dich zu fragen: Note 5. Wenn sie das tun, obwohl Du dagegen bist: Note 6.

Nebenbei bemerkt, sollten Erwachsene bestimmte Sachen immer nur einem ihrer Kinder geben. Wenn sich Geschwister etwas teilen müssen, weil es nicht anders geht, dann entscheiden die Geschwister gemeinsam, wie damit umgegangen wird. Wenn die Geschwister das nicht selbst hinbekommen und es hier Streit gibt, dann müssen die Eltern leider eingreifen und eine Entscheidung herbeiführen, die für alle Geschwister die Beste ist. Gleichzeitig sollten die Eltern aber auch überlegen, wie man das besser organisieren kann, damit es keinen Streit mehr gibt.

„Ich bin stolz auf Dich!“

Manchmal sagen sie es, meistens nicht – Deine Eltern. Sie denken es aber oft, vor allem, wenn Du klein bist und z.B. etwas später das erste Mal in den Kindergarten oder das erste Mal alleine zur Schule gehst und dann beim Sport oder beim Musikmachen etwas gut machst.

Sie sind solange stolz, bis Du anfängst Deinen eigenen Kopf zu haben (wie sie sagen) und aus ihrer Sicht unbequem zu werden.

Trotzdem sehnen sich alle Eltern danach, stolz auf ihre Kinder zu sein, deswegen drängeln sie auch und hoffen, dass Du gute Leistungen bringst. Fast egal, in was.

Egal – wenn sie es zu Dir sagen, dann ist das eigentlich immer ehrlich gemeint und bereitet ihnen große Lebensfreude.

Note 1

Gesammelte Werke: „Früher …

… waren wir noch draußen und haben uns selbst beschäftigt“ (Note 3),

… hatten wir noch echte Freunde“ (Note 4),

… haben wir Bücher gelesen, statt im Internet gesurft oder mit dem Smartphone gespielt“ (Note 5),

… herrschte noch Zucht und Ordnung“ (Note 6)

Aussagen darüber, „wie schwer es doch ist, wenn Kinder in der Pubertät sind“

Note 4. Sie haben zwar Recht, aber sie sollten das nicht so formulieren. Die Pubertät ist eine völlig normale Sache und vor allem für Dich eine echte Herausforderung. Du brauchst dabei viel Verständnis und jemanden der Dir zuhört. Und wenn Du Dich zurückziehst, dann ist das halt so. Es geht ja irgendwann vorbei und ist ja keine Krankheit.

Ich glaube wenn Erwachsene damit locker umgehen und Dich so lassen, wie Du bist, dann wird das alles gar nicht so schlimm.

Drohungen (Strafen)

Zum Beispiel: Hausarrest, Fernsehverbot, Computerverbot, kein Taschengeld, keine neuen tollen Schuhe, kein Urlaub und so weiter.

Note 5. Leider haben Strafen (man nennt das auch Sanktionen) in der Erziehung scheinbar immer gut funktioniert und Erwachsene können damit recht gut Kontrolle ausüben, wenn alles andere nicht mehr funktioniert. Einige Erwachsene und auch Erzieher und Lehrer diskutieren oder streiten sich sogar darüber, ob das Bestrafen gut oder schlecht ist. Sie wissen leider nicht, dass diese Diskussionen sinnlos sind und von einer einfachen Lösung ablenken.

Die Lösung ist das genaue Gegenteil: Belohnung. Anstatt eine Strafe anzudrohen, wenn Du zum Beispiel irgendetwas nicht machst, würde ich Dich dafür belohnen, wenn Du etwas richtig machst. Das würde ich generell und fast immer so machen. Dann kannst Du selbst entscheiden, fühlst Dich deswegen freier und nicht unter Druck gesetzt und hast ein Ziel vor Augen.

Sprich das doch mal an, vielleicht erreichst Du ja ein Umdenken schaffen.


[2] verbal: mit Worten gesprochen

Und noch weitere Sprüche!

  • „SO gehst du mir nicht aus dem Haus!“
  • „Hier sieht´s aus wie im Saustall!“
  • „Schau nicht so viel fern, sonst bekommst du viereckige Augen“
  • „Mit vollem Mund spricht man nicht“
  • „Messer, Gabel, Schere, Licht, ist für kleine Kinder nicht„
  • „Mach den Mund zu beim Kauen!“
  • „musst du immer das letzte Wort haben?“
  • „Füße vom Tisch“
  • „Setz dich ordentlich hin“!
  • „Mach nicht so einen krummen Rücken“
  • „Trink viel Milch, die ist gesund und macht starke Knochen und Zähne!“
  • „Iss´ nicht so viel Süßigkeiten!“
  • „Geh doch mal raus zum Spielen!“
  • „Um soundso viel Uhr bist du wieder Zuhause!“
  • „Geh jetzt ins Bett!“
  • „Hast du deine Hausaufgaben schon gemacht?“
  • „Wie war’s in der Schule?“
  • Sprüche, die sie bei tollen/schlechten Noten abgeben.“
  • „Zapple nicht so viel rum!“
  • „Hast du Hummeln im Hintern?“

Wünsch Dir was!

Hier verrate ich Dir ein paar Tricks, wie Du besser mit Erwachsenen zurechtkommst und dabei Deine eigenen Wünsche viel besser berücksichtig werden.

Ja, einiges hört sich nach Regeln an. Aber gute Regeln sind eben gut und genau dann brauchen wir sie. Probiere es eine Zeitlang aus und du wirst sehen, dass es funktioniert.

  1. Akzeptiere, dass Erwachsene (zumindest die meisten von ihnen) echt viel um die Ohren haben! Viel mehr als Du Dir vorstellen kannst.
  2. Respektiere Deine Eltern und Großeltern, auch wenn sie manchmal nervig sind! Sie wollen das nicht wirklich und es tut ihnen fast immer leid, auch wenn sie es nicht sagen.
  3. Wenn sie doofe Sprüche machen, dann lass sie einfach, denn sie haben es ja nicht anders gelernt!
  4. Bring sie zum Lachen! Egal wie.
  5. Fordere Dein Recht auf Dein Eigentum ein! Es muss nicht viel sein, aber es muss Dir alleine gehören.
  6. Fordere Dein Zimmer oder Deinen eigenen Bereich in einem Zimmer (auch wenn es ganz klein ist), in dem Du das Sagen hast!
  7. Mach´ den Fernseher oder den Computer doch einfach mal von selbst aus, bevor Du es von Deinen Eltern gesagt bekommst. Irgendwann merken sie das und erkennen, dass man Dich nicht immer kontrollieren muss.
  8. Achte auf das, was du sagst und tust und wie es bei anderen ankommt. Wer höflich ist, hat mehr vom Leben. Deine Eltern werden stolz auf Dich sein (auch wenn sie das nicht sagen)
  9. Wenn Du etwas nicht verstehst: Fragen! So lange bis eine Antwort da ist.
  10. Schenke dieses Büchlein an jemanden, der es Deiner Meinung nach gut gebrauchen kann.

Und zum Schluss …

… möchte ich Dir herzlich danken, dass Du bis hierhin gelesen hast. Ich sehe Dich nicht als Kind an, auch wenn du das natürlich vorerst bleibst. Für mich bist Du ein Mensch, der sich für andere Menschen interessiert und wissen will, wie man im Leben besser klar kommt. Herzlichen Dank dafür.

Du kannst mir gerne schreiben, wenn Du noch Fragen hast: frank@davinci3000.com

Alles Gute für Dich

Dein, Frank

P.S.

Sollte irgendein Erwachsener dieses Büchlein gelesen haben, so möge er mir verzeihen, dass ich ihn hiermit geoutet habe. Dies war mir schon lange ein Anliegen. Zumal ich selbst mal ein Kind war, aber vor allem mit ansehen musste, wie bekloppt manche Erwachsene Kinder behandeln.

Da fast alle Erwachsenen bei diesen Themen nicht wirklich aufmerksam und selbstreflektierend zuhören, habe ich beschlossen, mich zukünftig direkt an Kinder zu wenden. Neben meiner Tätigkeit in der Erwachsenenbildung habe ich bis heute über hundert Kinder und Jugendliche ganztägig unterrichtet und dabei festgestellt, dass sie unglaublich klug sind und die unlogische sowie unharmonische Sprache der Erwachsenen nicht immer verstehen können.

Kinder dazu zu bringen, einen guten Job als Kind und Heranwachsender zu erledigen, ist im Grunde genommen sehr einfach. Man muss nur interessiert die richtigen Fragen stellen, ihnen wirklich zuhören und sie so akzeptieren, wie sie sind. Und das müssen sie spüren. Ein paar sonstige schlaue Zutaten (z.B. Empathie, Geduld, Blickkontakt, Selbstbewusstsein) und fertig ist eine gute Kommunikation. Dann kann man unglaublich viel Spaß mit ihnen haben und bei einer rasanten Entwicklung zusehen.

Falls die Frage aufkam: Ja, ich habe Kinder, drei Söhne und eine Tochter ; ganz tolle Kinder, auf die ich sehr stolz bin. Sehr sozial, sehr kompetent, sehr ausgeglichen, sehr zielorientiert und sehr gesund.

Warum schreibe ich Bücher und referiere zu diesem Thema? Weil ich als Kind unter vielen bornierten, dummen und idiotischen Erwachsenen gelitten habe (mit Ausnahme meiner Eltern und meiner kompletten Familie) und schon früh beschlossen habe, diesen Scheiß (Bildungssystem, Didaktik, Weltanschauung, Ego-Gehabe) zu ändern und die Liebe und die Zuneigung in den Vordergrund zu stellen. Schon als Kind hatte ich das Bedürfnis, diese bescheuerten Systeme zu ändern. Nach nun 20 Jahren Mühen, weiß ich, dass dieses Projekt mit den derzeit machthabenden Erwachsenen nicht möglich ist. Alles nur Politik und lange Diskussionen mit Leuten, die Dinge besser wissen, von denen sie nachweisbar keine Ahnung haben (an die Bibelfesten: „An den Früchten werdet ihr sie erkennen“).

Deswegen wende ich mich seit einigen Jahren herausfordernd an die nächste Generation. Sie wird es richten – in jeder Hinsicht! Unser Job ist, sie dabei zu unterstützen und zuvor unseren eigenen Vorfahren Absolution zu erteilen.

Es lebe der Mut!


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Letzte Bearbeitung am 26.05.2017

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